Station S2 – Zugunglück Haidenau

Standort: südlich der „Bühlhöhe“
Verfasst von Mag. Heinz Bundschuh, sofern keine anderen Quellen im Text angegeben wurden.

Station S2 – Zugunglück Haidenau

Der Ortsried „Haidenau“ erstreckt sich südlich von Riedlingsdorf entlang der Pinkatalbahnlinie und der Steinamangerer Bundesstraße B 63 in Richtung Oberwart. Am 22. Juli 1922 war dieser Ortsried Schauplatz eines Zugunglücks, das sich auch tief in das Gedächtnis des wohl bekanntesten Riedlingsdorfer Auswanderers, dem damals 12-jährigen Gustav Rehberger, eingeprägte.

Der Unfall

Gedicht von Bella Bodendorfer
Sprecher Hans H. Piff vulgo Kaipl Motz

Abbildung 1: Zugunglück im Ortsried Haidenau am 22. Juli 1922 (Bildquelle: Mario Unger)  

Ein Bericht über die Reparaturarbeiten, welcher die damals nach wie vor schwierigen politischen Verhältnisse nach der Entstehung des Burgenlandes 1921 widerspiegelt, ist von Ingenieur Franz Stüber, Baurat der österreichischen Bundesbahnen, erhalten geblieben:
"Der zu Mittag von Pinkafeld nach Steinamanger abgehende Personenzug Nr. 549 war gleich hinter der Haltestelle Riedlingsdorf entgleist, die Lokomotive und sämtliche Wagen waren über die ungefähr drei Meter hohe Böschung abgestürzt. Das dienstliche Telegramm war nicht rechtzeitig eingelangt, weil es nicht über die normale Telegraphenverbindung Rechnitz— Rattersdorf-Liebing Deutsch-Kreutz—Eisenstadt gegangen war, einer Verbindung welche zur Umgehung der ungarischen Gebietsteile von Steinamanger—Güns und Oedenburg eingerichtet worden war. Am Tage des Eisenbahnunfalles wurde nämlich [zufälligerweise] die Telegraphenverbindung Rechnitz—Rattersdorf-Liebing, welche eine vom Bundesheer aufgestellte Feldtelegraphenlinie war, aus militärischen Rücksichten abgebrochen, wie wir später hörten, mit Rücksicht auf ihre Gefährdung durch eine starke ungarische Bandenbewegung in diesem Grenzabschnitt.    
Nachdem aus der Pinkafelder-Strecke keinerlei Einrichtungen zum Beheben größerer Eisenbahnunfälle vorhanden sind, stellte ich noch im Laufe des 24. Juli einen Hilfszug in Bruck­neudorf zusammen, bestehend aus Zugslokomotive, zwei Lokomotivmannschaften (zur Ermöglichung ununterbrochener Dienstleistung durch Ablösung), einen Requisitenwagen mit Werkzeugen, einen Wagenkran, einen Wagen mit Holzschwellen als Unterlage beim Heben der entgleisten Lokomotive, einen Personenwagen als Unterkunftswagen für das Zugpersonal und die sechs Maschinenschlosser und — last [but] not Ieast— einen Waggon Kohle zum Nachfassen für die Zugslokomotive. Selbstverständlich mußte jeder der mitfahrenden Bediensteten ein Grenzübertrittsdokument haben, jeder einzelne Wagen (über ungarisches Gebiet auch die Lokomotive) mit Frachtbrief wie jedes gewöhnliche Privatgut aufgegeben werden. Bei Morgen­grauen des 25. Juli fuhren wir von Bruckneudorf ab und kamen trotz Zoll- und Paßrevision an den vier Grenzen abends noch an der Unfallsstelle an. 
Die Eingleisung der Lokomotive und sämtlicher Wagen erforderte angestrengte Tätigkeit und war im Laufe des 26. und 27. Juli bewerk­stelligt. Frühmorgens, am 28. Juli, fuhren wir mit unserem Hilfszug und unserer Mannschaft wieder nach Bruckneudorf zurück. Dieser Unfall, bei dem glücklicherweise nur zwei Per­sonen ernsthafter verletzt worden waren, und dessen Behebung so viel Zeitaufwand und Mühe erfordert hatte, gab die Ver­anlassung, daß wir mit den königlich ungarischen Staatsbahnen ein Übereinkommen trafen, nach welchem bei allfälligen größeren Unglücksfällen über unser Ersuchen die Unfallsbehebung auf Kosten der österreichischen Bundesbahnen durch die königlich ungarische Staatsbahn von Steinamanger aus besorgt wird."