Station 07 – Der Holzknechtseppl

Standort: Bahngasse auf Höhe Wohnanlage „Wohnen 50plus“
Verfasst von Mag. Heinz Bundschuh, sofern keine anderen Quellen im Text angegeben wurden.

Station 07 – Der Holzknechtseppl

Vergangenheit: Als ein berüchtigter Räuberhauptmann in Riedlingsdorf übernachtete

In den Jahren 1822 bis 1827 terrorisierte die Räuberbande der Stradafüßler mit ihrem Räuberhauptmann Nikolaus Schmidhofer, besser bekannt unter dem Namen Holzknechtseppl, das Grenzgebiet zwischen dem Erzherzogtum unter der Enns (Niederösterreich), dem Herzogtum Steiermark und Westungarn, dem heutigen Burgenland. Wie viele der Räuberbande am Strick endeten und welchen Beitrag dazu vielleicht die Riedlingsdorfer leisteten ist bei Station S4 – Holzknechtsseppls Ende beschrieben.

Nikolaus Schmidhofer kam am 6. Dezember 1794 in Tyrnau bei Fronleiten als Sohn von Matthias und Johanna Schmidhofer auf die Welt. Seine Jugend soll er in der Obersteiermark verbracht haben, wo er als Knecht und Halterbub arbeitete. Später war er in Edlitz, Thernberg und Feistritz am Wechsel als Holzfäller beschäftigt, aus dieser Zeit soll auch sein Spitzname Holzknechtseppl stammen.

Abbildung 1:​ ​​Eintrag Geburtsbuch Nikolaus Schmiedhofer

Die Bande selbst war ein loser Zusammenschluss von Deserteuren, Dieben, Hehlern und letztendlich auch mehrfachen Mördern. Das heutige Burgenland, damals Teil des Königreiches Ungarn, diente den Stradafüßlern als Rückzugsort, wenn ihnen in der Steiermark und in Niederösterreich aufgrund ihrer Taten der Boden zu heiß geworden war. Manche von ihnen hatten Liebensbeziehungen zu sogenannten Beischläferinnen, wie der Wirtin Anna Weber des Waldwirtshauses in Unterschützen, zu welcher den Holzknechtseppl eine Hassliebe verband.

Neben dem Holzknechtseppl waren auch seine drei Unterführer bekannt und von der Bevölkerung ebenso gefürchtet.

So galt der Gekrauste Seppl, wie man den in Pertlstein in der Südoststeiermark geborenen Joseph Michael Freyberger nannte, als besonders brutal. Er beging ebenso zwei Morde wie der sogenannte Fleischhacker Hans, eigentlich Johann Niesner aus Olmütz, der seinen Räubernamen nicht von ungefähr trug. Joseph Koller aus Althodis, den man Geheimrat nannte, ermordete ebenfalls zwei Menschen, darunter am 30. Mai 1827 beim Ausbruch der Bande aus dem Gefängnis in Pinkafeld einen der wachhabenden Soldaten.

Da alle drei auch mehrmals vom Militär desertieren, wurden sie in Güns von einem Militärgericht zum Tode verurteilt. Das Urteil selbst wurde am 7. Juli 1827 auf dem Pinkafelder Gerichtsberg durch Hängen vollstreckt.

Doch bis es soweit war, versetzten sie die Bevölkerung im Dreiländerdreick Steiermark, Niederösterreich und Westungarn in Angst und Schrecken. Oft wurden ja Räuberbanden romantisiert, wenn sie die Reichen bestahlen und es den Armen gaben. In diesem Fall war aber die normale Landbevölkerung von den Gewaltakten und Rauben betroffen und alles was dabei von den Stradafüßlern erbeutet wurde, verprassten sie selbst in den Schenken, wo sie Unterschlupf fanden.

Im Volksmund haben sich daher viele Geschichten erhalten, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden.

Eine dieser Geschichten, die wahr sein dürfte und die zeigt wie brutal der Holzknechtseppl und seine Spießgesellen oft vorgegangen sind, ereignete sich auf dem Gassen-Bauern-Hof von Philipp und Anna Wagner in Königsberg, Gemeinde Aspangberg-St. Peter. Die Bauernfamilie hatte Ochsen verkauft, wovon die Bande Wind bekam. Als sich das Ehepaar weigerte, das Geldversteck preiszugeben, tauchten die Männer die Hände der Frau in einen Teig, den sie gerade zubereitete. Dann hielten sie ihre Hände in das siedende Fett, die Frau überlebte zwar diese Tortur, starb aber am 6. Dezember 1824 an deren Folgen.

Eine Berufsgruppe, die es der Räuberbande besonders angetan hatte, waren die Glaser, die mit ihrer „Kraxn“ beladen von Dorf zu Dorf oder von Bauernhof zu Bauernhof zogen und dort Reparaturarbeiten durchführten. Fiel einer dieser armen Gesellen der Räuberbande in die Hände, dann musste er mit seinem Tragegestell auf einen Baum klettern und wurde dann von den Räubern heruntergeschossen. Wie der Holzknechtseppl bei seinem Gerichtsverfahren angab, gefiel ihm das Geräusch, wenn das zu Boden fallende Glas zersplitterte. Einen derartigen Vorfall gab es unter anderem zwischen Schmiedraith und Götzendorf.