Station 06 – Historisches Untertrum

Standort: Bereich Kreisverkehr am Südrand von Riedlingsdorf
Verfasst von Mag. Heinz Bundschuh, sofern keine anderen Quellen im Text angegeben wurden.

Station 06 – Historisches Untertrum

Das Untertrum bildet den südlichsten Teil der Ortschaft Riedlingsdorf und stellt vermutlich auch einen der ältesten Teile, wenn nicht den ältesten Teil, des Ortes dar. So sind seine Häuser nicht nur auf der Karte der Josephinischen Landesaufnahme aus den Jahren 1782 bis 1785 zu sehen, die Form seiner Grundstücke lässt immer noch die im Spätmittelalter verwendete Siedlungsform eines typischen Waldhufendorfes erkennen. (siehe dazu Station 08 – Dorfgründung)

Erste menschliche Spuren aus der Römerzeit

Die ersten Spuren menschlichen Tuns in diesem Bereich des Ortes reichen aber noch viel weiter zurück. So entdeckte ein Gemeindearbeiter im Jahr 2002 westlich der Pinka in der Nähe der heutigen Müllsammelstelle die Überreste keltischer Eisenverhüttung, die in Zusammenhang mit den zahlreichen zufällig vom Landesmuseum Burgenland zur gleichen Zeit auf dem Lampelfeld untersuchten Rennöfen stehen dürfte. Das Bemerkenswerte an dem Fund im Untertrum war die Größe der Schlackenüberreste, welche sogar die damals herbeigeholten Archäologen überraschte. (siehe dazu Station N4 – Lampelfeld)

Auf dem Westhang des Pinkatales auf der Höhe des Untertrums befinden sich auch mehrere Hügelgräber. In den Jahren 1901 bis 1910 führte der Ortslehrer Johann Posch Ausgrabungen durch, an denen sich in weiterer Folge auch die Archäologen F. Hautmann und A. von Rottauscher beteiligten. Die Grabhügel enthielten aus Feldsteinen gemauerte Kammern in denen sich neben Asche und Knochenstücken auch Reste von Waffen und Spangen befanden. Außerdem würden römische Münzen gefunden, welche die Bildnisse verschiedener Kaiser aus den ersten vier Jahrhunderten nach der Zeitenwende trugen.

Abbildung 1: Gemeindepolier Edwin Nagel fand im 2002 die Schlackenüberreste keltischer Eisenverhüttung (Bildquelle: ​Privatsammlung Heinz Bundschuh)

D Liesmuahm und da Koupfkorb

Text von Bella Bodendorfer
Sprecher Hans H. Piff vulgo Kaipl Motz

Die katholische Kirche im Untertrum

Bis zum Jahre 1811 befand sich, vermutlich westlich des heutigen Kreisverkehrs, eine dem heiligen Urban geweihte Holzkirche und ein mit einer Steinmauer umgebener Friedhof.

In den Jahren 1697 und 1698 bereiste Stefan Kazó, der  Archidiakon von Eisenburg (Vasvár), im Zuge einer Kirchenvisitation insgesamt 663 Pfarr- und Kirchenorte im damaligen Westungarn. Am 9. März 1697 führte ihn dabei sein Weg auch nach Riedlingsdorf, wo er in einem handschriftlich geführten Visitationsbericht, der sich heute im Bistumsarchiv Szombathely/Steinamanger befindet, die Kirchenanlage im Untertrum folgendermaßen beschrieb:[1]

Bocskai-Aufstand 1605

Ein weiteres Mal dürfte der Ort im Zuge des sogenannten Bocskai-Aufstandes 1605 gebrannt haben. Stephan Bocskai, ein ungarischer Großgrundbesitzer, erhob sich gegen Habsburgerkaiser Rudolf II. und verwüstete mit Hilfe türkischer und tartarischer Hilfstruppen das Grenzland. Ludwig von Königsberg, dem die Herrschaft Bernstein und somit auch Riedlingsdorf gehörte, schrieb 1606 in einem Bericht an den Kaiser: „… die dörffer aber sambt maierhöffen sindt alle verprennt, die undterthannen gefenckhlichen hinweckhgefiert und niedergehauet worden und ist also zur ödnuss worden, dass ich derselben in zehn jahren nit wie vorhin geniessen wier khünnen und da der khrieg continuieren soll mich khains genuess zu getrösten habe, denn khainer von den übriggebliebenen undterthanen zur stofftun zue bewegen sein würdt.“[3]

Der burgenländische Historiker Harald Prickler stellte in den 1960er-Jahren in einem Brief an den damaligen Riedlingsdorfer Volksschuldirektor Johann Huber die Vermutung an, dass im Zuge des Bocskai-Aufstandes ein Großteil der Ortsbevölkerung entweder ums Leben gekommen oder weggezogen war. Er stützte sich dabei auf einen Vergleich der beiden Urbare von 1569 und 1648, bei denen der jüngere Urbar nur mehr 14 Familiennamen enthielt, die auch schon im älteren enthalten waren.[4]